Erstellt von Höfer Hannes | |   Bernhard Zimmer

In Piding herrscht eine Vetternwirtschaft

Grüne wollen eine andere Gemeindepolitik – Ortsverband gegründet Piding. „Wir wollen nicht nur kritisieren, nein, wir wollen auch Verantwortung über-nehmen“, sagte Dr. Bernhard Zimmer. In der Gemeinde Piding sollen grüne Positionen und grüne Politik sichtbar werden.

Knapp zwei Dutzend Gemeindebürger hatten sich getroffen, um einen Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen zu gründen und über Ziele und Chancen in der Kommunalpolitik zu diskutieren. Das Treffen war gut vorbereitet und die Wahl der Vorstandschaft rasch erledigt.: Angelika Goldbrunner und Dr. Bernhard Zimmer sind gleichberechtigte Vorsitzende; zur Schrift-führerin gewählt wurde Elfriede Keller, Mathilde Abfalter ist Kassier und wie Florian Reichwald Beisitzer.Angelika Goldbrunner war fünf Jahre Sprecherin des Agenda-Arbeitskreises. Sie möchte den Pidingern eine Plattform bieten für ein Engagement in der Gemeindepolitik und will sie in die Entscheidungen einbeziehen, will wissen, „wo der Schuh drückt.“ Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.Professor Dr. Bernhard Zimmer ist Forstwissenschaftler an der FH Salzburg und wohnt seit sechs Jahren mit seiner Familie in der Gemeinde. Er ist zuversichtlich, für die kom-menden Gemeinderatswahlen eine „schlagkräftige Liste mit zugkräftigen Kandidaten“ präsentieren zu können. Für ihn ist Piding als Wohnort attraktiv, weil „alles vorhanden“ ist, und er möchte, dass dies so bleibt: Bei allen Entscheidungen müsse in Zukunft gefragt werden: „Was haben die Pidinger Bürger davon?“ Dass sie von einem Factory-Outlet-Center etwas hätten, bezweifelt er; Steuern würden wohl dorthin fließen, wo die Firmen-sitze liegen – was fließt, sei der Verkehr. Der Flächenverbrauch sei enorm, Landschaft und Ortsbild würden sich „gravierend verändern“, so Zimmer. Im Übrigen seien die Ziele wider-sprüchlich: man baue als Tourismusgemeinde Gewerbehallen.„Piding ist ein Fleckerlteppich“Elfriede Keller „freut sich total auf die politische Arbeit“, für sie herrscht in der Gemeinde eine „Vetternwirtschaft“ und das müsse einmal laut gesagt werden. Es gab in Piding nie eine „vernünfige, vorausschauende Planung“, so der Tenor der Redebeiträge, der Ort sei ein „Fleckerlteppich“. Der Flächennutzungsplan von 2003 sei bereits zum sechsten mal geändert worden. Georg Winkler sieht „die große Kralle“ am Werk, einen regionalen Großinvestor, der auch in Piding bestimmend sei. „Die Gemeinderäte müssen sich fügen“.Kreisvorstandsmitglied Edwin Hertlein ist überzeugt, dass eine solche Gewerbepolitik wirtschaftlich den ganzen Landkreis schwächt; die Preise für Gewerbegrund könnten bald nur mehr „die Großen“ bezahlen. „In Piding entsteht Tatkraft, man spürt das“, sagte Grünen-Kreisvorsitzender Franz Eder und er freue sich sehr, dass nun auch hier grüne Politik vertreten wird. Er hatte den Landesvorsitzenden und Waginger Bürgermeister Sepp Daxenberger eingeladen, der „Lust machen will, in die Kommunalpolitik einzusteigen“. „Man muss der Politik ein Gesicht geben“, sagte Daxenberger, authentisch sein und den Menschen das Gefühl geben, hier hört jemand zu, ist präsent und mischt sich mit gesundem Menschenverstand ein. Die entscheidenden Veränderungen der Zukunft gingen „von unten nach oben“. Er selbst ist seit 23 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Sozial und ökologisch müsse Gemeinde-politik sein. Es sei wichtig, die Gewerbestruktur und damit den Ort attraktiv zu erhalten; „es muss sich was rühren im Ort“. Daxenberger plädierte dafür, dass die Gemeinden die wichtigen Einrichtungen wie Energie- und Wasserversorgung in eigener Hand behalten, und sie sollten Flächenausweisung nur auf eigenem Grund vornehmen. Drei traditionelle Grundpositionen finde man in der Gemeindepolitik: „Das haben wir immer so gemacht! Das haben wir noch nie gemacht – und: da könnt ja jeder kommen.“ Daxenberger ermutigte die Pidinger Grünen, ihre Standpunkte selbstbewusst zu vertreten und zitierte Franz Josef Strauß: „Everybodys Darling is everybodys Depp!“

Daniel Schneider (rechts) hat 500 Unterschriften für den Erhalt des Penny-Marktes gesammelt und die Firmenrepräsentanten Michael Blanke (links) und Stefan Graf zu einem Gespräch eingeladen; ebenso Grünen-Stadtrat Franz Eder (2. von rechts). Foto: Hannes Höfer